Halle (Saale)
(Quelle: MZ-Web | Silvia Zöller | 

Spiele des VfB Lettin gegen den HFC- wie hier 1958 – waren immer die Höhepunkt des Vereinslebens. Foto: Lutz Winkler

Wenn der VfB Lettin am Samstag, 19. August, sein 110-jähriges Vereinsbestehen mit einem Sommerfest feiert, dann ist das schon ein besonderes Jubiläum. Der 202 Mitglieder starke Klub ist der zweitälteste in Halle – nur der VfL 96 Halle ist älter, er besteht seit 121 Jahren.

Einer, der sich in der Vereinsgeschichte bestens auskennt, ist Gerd Deparade. Der 78-Jährige war 45 Jahre lang bis 2012 Vorsitzender des Vereins und 37 Jahre lang Trainer der Lettiner Kicker. „Die Vereinsgründer habe ich alle noch persönlich kennengelernt“, sagt Deparade – heute Ehrenpräsident des Vereins.

VfB Lettin: Schon 1908 wurde die Gruppenmeisterschaft und 1910 die Kreismeisterschaft errungen

Und so kann er berichten, wie es zur Gründung des Vereins gekommen ist. „Das Ganze ist eigentlich aus einer Schnapsidee geboren worden“, so der engagierte Sportler. Der Nietlebener Paul Lorenz sei der sportbegeisterte Gründer des Vereins gewesen. Erster Präsident war Walter Hondorf, der nicht nur gut Fußball spielen und Kegeln konnte, sondern auch das Klavier in der legendären Tanzkapelle „Wachtel“ spielte, die häufig in und um Lettin zu hören war.

Beide und weitere Sportfreunde haben zusammengesessen – und wollten einen Verein gründen. Was ihnen auch gelungen ist: „Mit welchem Eifer der Fußballsport betrieben wurde, zeigte sich schon ein Jahr nach der Vereinsgründung 1907. Schon 1908 wurde die Gruppenmeisterschaft und 1910 die Kreismeisterschaft errungen“, berichtet Deparade.

Höhen und Tiefen der Vereinsgeschicht des VfB Lettin

In der Vereinsgeschichte gab es viele Höhen und Tiefen: 1924 beispielsweise schlossen sich zwar die Kicker des zweiten Fußballvereins des Ortes, der FC Hertha Lettin, zum größten Teil dem VfB an. Im gleichen Jahr verließen aber auch zahlreiche talentierte Spieler den Verein und gründeten einen eigenen unter dem Namen „Spielvereinigung Lettin“. Trotzdem war der VfB weiter sportlich erfolgreich und errang etliche Titel. Im übrigen später auch wieder mit Sportlern der „Spielervereinigung“, die 1934 wieder mit dem VfB fusionierte.

Urgestein Gerd Deparade (links) und Vorsitzender Holm Bilau sind stolz auf die vielen Auszeichnungen aus 110 Jahren Vereinsgeschichte. Foto: Lutz Winkler

Von den sportlichen Erfolgen zeugen auch die zahllosen Pokale, die im Vereinsheim in der Nordstraße stehen. Viele davon sind ganz besonders: Sie wurden in der Lettiner Porzellanfabrik hergestellt und heben sich durch ihre künstlerische Gestaltung von anderen ab. Der Grund dafür ist, dass die Lettiner Kicker ab 1950 als Betriebssportgemeinschaft des Porzellanwerks firmierten – und dank einer guten finanziellen Ausstattung sich sportlich auf neue Höhenflüge begaben.

1982 gründete sich die Abteilung „Lettiner Karneval“

Nicht nur im Fußball, auch in acht weiteren Abteilungen war der Verein erfolgreich – sogar im Bogenschießen oder im Laufsport. Und auch im Karneval: 1982 gründete sich die Abteilung „Lettiner Karneval“. „Das ist auch anfänglichen Faschingsveranstaltungen entstanden“, erinnert sich Deparade. Er selbst stand in der Bütt als Redner und hat auch wie viele andere beim Männerballett („Die Lettiner Sexpempels“) oder anderen Späßen mitgemacht. 2004 gründeten die Jecken einen eigenen Verein, den Lettiner Carneval Club. Jedoch ohne Grollen: Auch zum Jubiläum am Samstag tritt der Verein mit einem Programm auf.

Zum Vereinsfest ist auch der Klubraum geöffnet, Mitglieder stehen für Gespräche zur Vereinsgeschichte bereit. Außerdem gibt es Fußballspiele, Bühnenprogramm, Tanz und weitere Angebote.

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